Aktive Galaxie Messier 77

Was war da los? Seit nunmehr 2 Stunden suchte ich ein schwaches Wölkchen nahe des Horizonts. Die Temperaturen lagen bei fast zweistelligen Minusgraden, leichter Wind lies einem noch mehr frösteln. Eigentlich hatte ich vor 10 Minuten draußen zu verbringen und dann ins beheizte Kämmerchen zu gehen. Ich fuhr mit dem Teleskop an die Stelle an der das schwäche Wölkchen, in Wirklichkeit aber eine riesige Galaxie mit dem doppelten Durchmesser unserer Milchstraße. Doch an der Stelle sah ich nur Sterne. Also wieder zu einem hellen Stern schwenken, er war dort wo er sein sollte, dann wieder zur Galaxie, wieder nichts zu sehen, und das Ganze nochmals.
Ich hatte die Sternwarte zwei Monate wegen des Wetters nicht in Betrieb gehabt, eine Batterie zur Kuppelöffnung hatte schon den Geist aufgegeben, vielleicht hatte die Montierung auch Schaden genommen? Ich versuchte nun länger mit der Kamera zu belichten, um die Galaxie doch zu sehen falls sie da war – ohne Erfolg.
Dann suchte ich im Internet nach Fotos der Galaxie, tatsächlich waren die Sterne ähnlich, und die Galaxie war einer der „Sterne“!
Doch warum tut man sich das an? Die Galaxie M77, mit 170.000 Lichtjahren Durchmesser eine der größten Galaxien im Messier Katalog hat etwas besonderes an sich, sie ist eine sogenannte aktive Galaxie. Bei dieser Art von Galaxien leuchtet das Zentrum sehr, sehr hell, bedingt durch eine Gas- und Staubscheibe (Akkretionsscheibe) die ein supermassives schwarzes Loch im Zentrum umkreist.
Benannt nach dem Entdecker Carl Keenan Seyfert werden sie als Seyfert Galaxien bezeichnet. Sie zeichnen sich durch einen hohen Energieausstoss aus. Der Motor dieser Maschine ist ein supermassives schwarzes Loch mit ein paar Millionen Sonnenmassen. Das einströmende Gas- und Staub erzeugt durch Reibung die gewaltigen Energien.
Auch war im November 2018 eine Supernova (ein explodierender Stern) entdeckt worden, mit etwas Glück habe ich sie auch erwischt (Foto mit verstärkter Schärfung), ganz eindeutig ist das aber nicht.
Obwohl ich durch die Fehlersuche fast durchgefroren war freute mich dieser „Fehlversuch“. Astronomen in den 60er Jahren standen vor einem Rätsel. Sie beobachteten starke Radioquellen am Himmel. An der Stelle, an der sie sich befinden sollten gab es nur sternähnliche Quellen. Die Untersuchung ihres Lichts ergab kein Sinn, es konnten keine Elemente zugeordnet werden. Sie wurden „quasistellare Objekte“, also sternähnliche Objekte, genannt.
In den Jahren danach wurden sie als Galaxien, Milliarden Lichtjahre entfernt, entlarvt. In ihrem Zentrum gab es ein supermassives schwarzes Loch, das über die gewaltige Entfernung leuchtet.
Die Astronomen hielten sie zuerst für Sterne, gleich wie es mir bei M77 ergangen war….

2 Comments

  1. Othmar MATZEK

    Superaufnahmen, und das bei extremer Kälte!
    Ihr Durchhaltevermögen ist bewundernswert!
    Und dazu gut kommentiert.
    Schöne Grüße –
    ad astra!

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